Innerlich zerissen

Hallo zusammen!
Ich weiß seit dem 28.04. das ich schwanger bin, also jetzt gerade 6. Woche.
Für mich war es wirklich ein Schock, denn ich wollte nie Kinder und meine Lebensumstände sind auch so, dass ein Kind unvorstellbar ist und bleibt.

Ich trage keinerlei Muttergefühle in mir und fühle mich nicht schwanger. Mir geht es gut, zumindest körperlich aber seelisch geht es mir total dreckig und daher möchte ich mich gerne mit Menschen austauschen, die in ähnlicher Situation waren/ sind.

Zu unserer Situation. Mein Lebensgefährte und ich sind seit 3 Jahren zusammen. Er lebt in Trennung, seine Ex und er kriegen es mit der Scheidung nicht so ganz auf die Reihe (hat viele Gründe). Er hat mit ihr 2 Kinder 7 und 4.
Er und ich leben seit fast einem Jahr zusammen in einem Haushalt und somit ist er von seinen Kindern 600 km getrennt, fährt jedes zweite We zu ihnen, was ich auch gut finde (und im Urlaub will er sie nun ebenfalls zu uns holen).
Damit alleine habe ich ein Problem, er ist innerlich schon so zerissen, meint, dass er seinen Kindern nie ein guter Vater war und sein wird, ich möchte nicht zu seiner Zerissenheit weiter beitragen, indem er das Gefühl bekommt, mir und dem Zwerg nicht gerecht werden zu können.
Ich würde auch nicht wollen, dass seine Kinder ihn nun noch weniger zu sehen bekommen.

Das andere...wir sind beide Soldaten, ich habe den Beruf schon immer für unvereinbar gehalten mit Familie und Beruf, bin seit 11 Jahren bei der Bundeswehr und kenne den Laden in- und auswendig. Ich müßte auch weiter in Auslandseinsätze, so wie er ja auch.
Was, wenn mal uns beiden etwas passiert und wir tot sind? Wer kümmert sich dann um dieses Kind?
Zudem muss ich voll arbeiten gehen, da er schon 1500 € Unterhalt an seine Ex und die Kinder zahlen muss.
Warum soll ich Kinder kriegen, die mehr von Fremden als von uns erzoegen werden, denn unser beider Familien leben auch hunderte Km von uns entfernt.

Noch dazu kann ich mir nicht vorstellen, dass ich eine gute Mutter wäre, ich wollte nie eine sein, spüre auch jetzt keine Bindung zu Kind. Ich bin ein viel zu unkonzentrierter und unaufmerksamer Mensch. Merke ich schon bei meinem Neffen, der in meiner Gegenwart regelmäßig von Fensterbänken, der Couch oder sonst was runter fällt (gott sei Danke hat er sich dabei noch nie was getan).
Ein Kind für das ich 24 Std die Verantwortung hätte...das kann nicht gutgehen.

Zumal ich so viele Kinder und Jugendlich kenne, deren Vater/ Mutter Soldate ist, die sagen: er/ sie war nie für mich da, wenn ich sie am dirngendsten brauchte.

Mein erster Gedanke war: Abbruch. Ich hab Rotz und Wasser geheult. Mein Lebensgefährte war auch total überrascht und meinte anfangs, es sei allein meine Entscheidung, er könne alles mit mir tragen.

Ethisch habe ich echt ein Problem damit, ein unschuldiges Wesen leiden zu lassen, nur weil unsere Bedingungen sind wie sie sind.
Das frisst mich auf...

Nun hat er genauso Bendekn wie ich, schließlich ist der Zwerg Produkt unserer Liebe und früher habe ich immer gesagt, wenn was passiert, dann löffel ich die Suppe halt aus...

Aber ich bin so hin- und hergerissen und es ist unvorstellbar für mich, einem Kind die Rahmenbedingungen für diese Welt mitzugeben, die es zu dringend braucht.

Wie soll ein Kind sich alle 3 Jahre an Neues gewöhnen: Kiga, Schule, Freundeskreis. Denn so oft werde ich versetzt. Die Sicherheit könnte ich dem Zwerg nicht geben, die es braucht.

Antworten (1)
@Tattoo32

Hallo Tatoo32,
in Deinem Mail kommt sehr viel von Deiner Inneren Zerrissenheit zu tage. Vielen Dank für dein Vertrauen, dass Du so offen über Deine Gedanken und Gefühle sprichst. Es ist nicht ungewöhnlich, dass du zunächst keine Beziehung zu dem Kind in Dir bekommst, weil einfach noch so viel unklar ist. Da schützt sich Dein Körper ein Stückweit selber. Dir fehlt die Perspektive wie es mit Soldatensein und Kind gehen kann. Aber nichts brauchst Du jetzt nötiger. Gerne kannst Du Dich dazu an ausweg-pforzheim.de wenden, denn die sind einfühlsam und fit. Mit denen kannst Du Dich austausche, die stehen Dir mit Rat und Tat zur Seite. Denn mit "Ich löffle die Suppe aus, die ich mir eingebrockt habe", allein ist es nicht getan, Du brauchst für Dich und das Kind eine Perspektive, die Dir erstrebenswert scheint. Du sprichst in Deinem letzen Satz von einem Zwerg, dies klingt schon richtig liebevoll. Und diese Liebe ist es, die dich stark machen wird manche Schwierigkeiten zu bewältigen. Denn Liebe macht unmögliches möglich. Alle 3 Jahre umziehne ist kein perfektes Leben. Aber wer von uns hat das perfekte Leben, und trotzdem genießen wir es Tag für Tag in vollen Zügen. Den höchsten Wert den Du einem Kind mitgeben kannst, ist dass es gewollt und willkommen ist. Dein 1. Gedanke war eine Abtreibung, aber Du hast Rotz und Wasser geheult. Wie soll dies dann anschließend sein? Wer um ein ungeborenes Kind weinen kann, der wird auch einen guten Weg mit ihm finden. Auch wenn dieser erst gesucht werden muß.
Viele Grüße Amrei

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