Kurz nach dem Abbruch

Hallo ihr lieben,

Ich bin absolut neu in einem Forum und bin leider sehr ratlos in meiner Situation. Helfen in so einer Situation kann leider kaum einer.

Ich habe mich vor ein paar Tagen, nach einem Nachttraum für einen Abbruch entschieden. Ich habe eine Tochter mit dem Alter von genau einem Jahr und 2 Wochen. (Ein super unkompliziertes Kind von Anfang an!). Von dem Vater des Kindes habe ich mich am Anfang der Schwangerschaft schon getrennt. Verstehen uns aber dennoch super. Bis zur Schwangerschaft Nr. 2.. Ein einmaliger Ausrutscher mit Folgen. Gewollt war das sicher nicht, aber dumm und naiv "bei einem mal passiert doch nichts."

Fatale Konsequenzen. Ein total liebevoller Mensch in Hinsicht "Vater" und "Freund" entwickelt sich zu einem Unmensch.. Das Thema wurde absolut tot geschwiegen und wenn ich es angesprochen habe, ging es nur um finanzielles und "ich könnte es nicht lieben und würde beide im Stich lassen." bla bla, mehr Details erspare ich.

Ich hätte es alleine geschafft, alleinerziehend mit einer Tochter (Kleinkind, 12 Monate), ich weiß das. Auch wenn es sehr hart geworden wäre, aber den Stress drum herum.. Ich dachte es wäre zuviel.

Jetzt ist der Abbruch geschehen (der Tag an sich war kein Problem, auch wenn sehr heftig und krasse Erfahrungen).. Aber der Tag danach. Ich bereue es so und verzweifel an Schuldgefühlen. Alles ist leer und es rutscht definitiv in Depressionen. Antriebslos, Traurig, Verzweifelt..

Eine Stunde vor dem Eingriff habe ich noch "danke für deine Entscheidung" bekommen. (total herzlos..), seitdem bekomme ich nichts mehr.. Kein Mitgefühl, Beistand oder Zeit um zu reden. Er möchte nicht mal seine Tochter sehen, um mir aus dem Weg zu gehen.

Wie seid ihr mit einem Abbruch im Nachhinein umgegangen?

Ich bedanke mich für eure Zeit zum Lesen, antworten und Erfahrungen!

Liebe Grüße

Antworten (1)

Hallo,

Ich kann sehr gut verstehen wir es dir geht. Bei mir fing alles vor 5 Jahren an. Ich war in einer Beziehung. Glücklich war ich nicht mehr und dachte daran mich zu trennen. Dann erfuhr ich das ich schwanger bin und entschied noch für das Kind. Mein damaliger Partner war wie ausgewechselt. Er hat nur noch auf mich aufgepasst. Ich sollte genug und vor allem das richtige essen, musste genug schlafen, dürfte keine engen Hosen mehr Tagen... Am Anfang war es schön... Nach einigen Wochen war es sowas von erdrückend. Ich habe mich wie eingesperrt gefühlt. Er kontrollierte alles was ich tat. In der 11. Woche erfuhr ich dann das das Herz aufgehört hatte zu schlagen. Ich entschied mich für eine Ausscharbung da ich den Gedanken nicht ertragen konnte mein totes Kind in Bauch zu haben. Sein einziger Gedanke in dem moment war es jeden aus seine Familie anzurufen und zu erzählen das unser Kind tot ist. Während ich daneben saß erzählte er allen das er der Meinung sein ich würde einen Fehler machen. Das Kind sei noch so klein und das Herz könne ja auch wieder anfangen zu schlagen. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir erst etwas 2 Stunden davon. Wie es mir ging interessierte ihn nicht. Am nächsten Morgen hatte ich dann die OP. Er war die ganze zeit in Krankenhaus dabei. Am frühen Abend wurde ich entlassen. Ich wollte einfach nur nach hause, alleine sein und heulen. Ich wollte niemand sehen. Anstatt mit mir nach Hause zu fahren fuhr er mit mir auf einen Familiengeburtstag wo auch seine Cousine mit ihrem 2 Wochen alten Baby war. Es war die Hölle. Ich wollte schreien und heulen. Er sagte mir nur das ich noch zusammen reißen solle und ihr endlich alles gute zum Baby wünschen sollte. In den nächsten Wochen lies er noch links liegen. Dabei hätte ich ihn so sehr gebraucht. Das einzige was ich bekam waren Vorwürfe das ich schuld hätte. 5 Wochen nach der OP trennte er sich von mir und fing an rum zu erzählen das Kind sei nicht von ihm gewesen und ich wäre ihm fremd gegangen. Einige Monate danach begann ein neues Leben. Ich lernte den nettesten, liebsten und tollsten Mann der Welt kennen und lieben. Vor 2 Jahren hatten wir dann ein größeres tief in unserer Beziehung. Wir trennten uns. Ich zog zu meinen Eltern und tröstete mich mit meiner Jugendliebe. Es war eine Nacht. Nach einigen Tagen vertrugen wir uns wieder und ich zog wieder zuhause ein. Einige Wochen später erfuhr ich das ich schwanger bin. Erst freute ich mich unglaublich. Mein Partner war überglücklich. Dann rechnete ich nach und stellte fest das mit großer Wahrscheinlich nicht er sondern meine Jugendliebe der Vater ist. Nach langem Überlegen beschloss ich das ich nicht lügen konnte. Ich erzählte meinem Partner von der Nacht. Er war am Boden zerstört. Mit meiner Jugendliebe sprach ich auch. Ich wollte ein Kind mit meinem Partner und konnte mir nicht vorstellen ein Kind von einem anderen zu bekommen. Beide sicherten mir zu das sie sich um das Kind kümmern würden. Ich redete viel mit beiden und beschloss das Kind nicht zu bekommen. Ich denke oft an das Kind und es ist schwer damit umzugehen obwohl es meine freie Entscheidung war. Der einzige Trost ist das meine beiden Sternchen zusammen sind.

Mittlerweile komme ich ganz gut damit klar. Aber manchmal denke ich immernoch was wäre wenn ich anders gehandelt hätte.

Ich glaube dennoch das es für mich in diesem Moment die einzige richtige Entscheidung war.

Mit meiner Familie und den meisten Freunde habe ich nie über die abtreibung gesprochen. Ich habe Ihnen erzählt das ich es verloren habe. Wohl weil ich mich vor Vorwürfen schützen wollte.

Ich weiß nicht ob ich jemals in der Lage sein werde ohne Reue an das Kind zu denken. Ich habe versucht meinem Baby zu erklären warum ich so gehandelt habe und das im Himmel sein Geschwisterchen und seine ururoma wartet und sie dort ein tolles leben haben werden.

In dieser Zeit habe ich das Buch "die Brüder Löwenherz" gelesen. So stelle ich mir das Leben meiner beiden Sternchen vor die aus verschiedenen Gründen nie meine Hand halten durften.

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