Alles Betrug
Ich kenn Zeitarbeit sehr gut. Ich bin 43 und habe das schon vor 20 Jahren Anfang der 90er gemacht. Damals war es aber noch wesentlich besser. Die Zeitarbeitsfirmen gaben einem sofort einen unbefristeten Vertrag, die Probezeit dauerte damals auch nur drei Monate und das Gehalt lag so um die 20 % niedriger als bei einer Festanstellung. Die Überstunden wurden immer sofort ausbezahlt, so dass am Ende das Gehalt gar nicht so schlecht aussah. Damals kam ich dreimal über diese Schiene in gute Unternehmen rein, hatte dann sogar keine Probezeit mehr, weil die Zeit über ZA anerkannt wurde. Und heute? Heute bekommt man als ZA-Drohne meist sogar nur noch befristete Verträge, schundige Gehälter, Überstunden werden auf ominöse Zeitkonten "angespart" und die Zeit und das Geld sieht man nie wieder. Übernahmen gibts so gut wie keine mehr. Wenn der Bedarf abgedeckt ist, wird man schlicht und einfach rausgeworfen. Zeitgleich wird von ZA-Kräften ungeheueres verlangt. Man soll sofort alles kapieren, hat kaum Einarbeitungszeit und die soziale Ächtung vor den Festangestellten ist sehr gross. Die schauen richtig auf einen herab. Kam schon vor, dass man von mir verlangte zu fragen, wann ich Mittag machen kann, einmal musste ich sogar fragen, wenn ich aufs Klo musste, die Büroleiterin wollte das so. Harmlose Fehler, die jedem Festangestellten verziehen werden, werden total aufgebauscht und es wird mit Abmeldung gedroht. Und dann soll man noch mit vollem Elan und Begeisterung bei der Sache sein, obwohl von Anfang an klar ist, dass man eh wieder gefeuert wird und von den versprochenen Tätigkeiten am Ende nur miese HIWI - Tätigkeiten übrigbleiben. Vor der Einstellung wird einem heute meist das blaue vom Himmel runtergelogen, was für eine tolle Tätigkeit man da macht, klar gäbe es Übernahmechancen usw.....alles Lüge. In meiner jetzigen Einsatzstelle bin ich der Fussabtreter vom Dienst. Sogar Lehrlinge können zu mir kommen und mich Sachen kopieren lassen oder tumbeste Dateneingaben machen lassen, zu denen sie selbst keine Lust haben.
Wenn man Glück hat, bekommt man danach einen befristeten Vertrag, fängt wieder mit Probezeit an, natürlich kann man dann erstmal wieder keinen Urlaub nehmen, von Nettigkeiten wie Weihnachts-oder Urlaubsgeld die Feste bekommen, mal ganz abgesehen. Und am Ende der Zeit darf man gehen. ist mir schon zweimal passiert, dass ich dann zum Arbeitsamt ging und dann wieder über Zeitarbeit in die alte Firma vermittelt wurde und für den gleichen Job wieder nur die Hälfte bekam. Bei meiner jetzigen ZA kam das erste Gehalt erst nach neun Wochen. Dann wurde mir ein Vorschuss einbehalten, den ich nie bekommen oder gar verlangt habe. Ein Irrtum angeblich, würde beim nächsten Mal ausbezahlt. Also bekam ich nach neun Wochen Arbeit 700 Euro ausbezahlt. Wovon ich mein Leben bestreiten soll, Essen kaufen soll? Ist denen egal. Sie werden doch jemanden haben, der Ihnen was leihen kann. Der Hammer dann bei der zweiten Abrechnung. Der Vorschuss wurde wieder abgezogen. Oh, sorry, haben wir vergessen, beim nächsten Mal, Sie wissen schon.....Bei der dritten Gehaltsabrechnung Vorschuss dann zwar zurückgezahlt, dafür aber komischerweise Lohnsteuerklasse 7. Oh, tut uns leid, da hat die Dame von der Abrechnung wohl einen Fehler gemacht. Zur vierten Abrechnung kam es dann nicht mehr, ich wurde von der Einsatzfirma wieder abgemeldet. Begründung: Ich würde zu offensichtlich schlecht über das Unternehmen reden. Meiner Kohle und meinen Überstunden laufe ich noch heute nach. Das Arbeitsamt hat mir dann natürlich wieder nur Stellenvorschläge von ZA Firmen geschickt, ich sollte mich zynischerweise sogar wieder bei der letzten Einsatzfirma vorstellen. Und so geht das jetzt schon seit Jahren. Inzwischen bin ich über 40 und muss mir schon sagen lassen "ja mei, in Ihrem Alter wirds halt schwierig".....In meiner Heimatstadt München gibts inzwischen über 400 Zeitarbeitsfirmen und die meisten davon sind miese Abzocker, denen ist es egal, ob einer abstürzt. Hauptsache, der Firmeninhaber fährt ein fettes Porsche SUV. So siehts heute aus. Kann jedem nur raten, die Finger davon zu lassen. Vom seelischen Schaden, den man im Laufe der Zeit davon bekommt, mal ganz abgesehen. Wünsche jedem hier trotzdem viel Glück und eine gute Zukunft