Hi Pionier73!
Interessante Angelegenheit und sicher sehr unangenehm für Dich. Als Privatpilotin nutze ich häufig das Flugzeug auch für meinen Job und kenne die Sache mit dem Valsalva Versuch, ins Besondere bei Jet-Beschleunigung auf dem runway mit anschließender abrupter Höhenänderung beim Trimmen recht gut. Bin jedoch keine Ärztin, sondern arbeite auf einem völlig anderen Wissenschaftsgebiet.
Doch der Reihe nach.
1.)
Die RTW-Sirene schädigt nicht unmittelbar das Trommelfell, sondern die feinen Flimmerhärchen im Gehör, welche in Resonanz mit dem spezifischen Frequenzspektrum zum Schwingen angeregt und mittels dieser Bewegung Signale an mit ihnen verbundene Nervenzellen geben, die wiederum über Nervenbahnen mittels elektrischer Impulse an das Gehirn zur Auswertung weiter geleitet werden. Trommelfelle reißen durch exomechanische Einflüsse in Folge einer Druckwelle, wie sie z. B. beim „Knalltrauma“ existiert. Um mittels Sirene ein Trommelfell zum Reißen zu bringen, müßte sie ganz plötzlich weit über 190 dB(A) generieren, was sie mit i.d.R. bis 120 dB(A) nicht tut. Zum Vergleich bringt das Triebwerk einer Cessna CitationJet bei rund 8 kN Schubmax etwa 160 dB(A) und Triebwerke moderner Jets, wie A 380, dank moderner Aerodynamik sogar nur um die 140 dB(A).
2.)
Ich gehe davon aus, dass das Zischen unmittelbar beim Valsalva Test zu hören ist und nicht permanent. Anderen Falls bestände Verdacht auf einen posttraumatischen Tinnitus.
Ist 2., 1.Satz jedoch zutreffend, besteht ganz klar eine offene Verbindung zwischen der Innen- und der Außenseite des Trommelfells, allgemein als Loch bezeichnet. Fakt ist, dass jedes Trommelfell ein ganz winziges Loch haben muss, da es sonst nicht so gut schwingen könnte und der im Ohr befindliche Gleichgewichts-Sinn, der den externen Luftdruck benötigt, nicht funktionieren würde. Dieses winzige Loch könnte durch abrupte interne Druckerhöhung zweifellos geweitet werden und sich zu einer Art „Venturi-Rohr“ verformen, welches dann in gewisser Weise einer Tuba ähnelt, das Zischgeräusch erklären könnte und Deinem HNO-Arzt Recht gäbe.
3.)
Öl hat im Ohr gar nichts zu suchen, sondern wird ganz gering dosiert gelegentlich zum Lösen verhärteten Ohrenschmalzes verwendet. Es gibt leider immer wieder Leute, die diesen Unfug < Öl ins Ohr > proklamieren und sogar im Internet verbreiten. Es gehört dort definitiv nicht hin, sondern das Gehör „schmiert sich quasi selbst“ mittels des Ohrenschmalzes.
Ich hoffe, Dir hier mit einigen logischen physikalischen Überlegungen, Denkanregung gegeben und weiter geholfen zu haben, sei es vielleicht auch nur etwas Trost gewesen.
Fakt ist, dass Du mit dieser Sache zu einem Facharzt musst und eventuell ein CT oder MRT Aufklärung bringen könnte.
Gute Genesung wünscht Dir, mit lieben Grüßen, Colleen.