Jesus der Sohn Gottes, Gott selber oder doch nur eine Kunstfigur
Wer oder was war Jesus? Ein Mensch, der Sohn Gottes, eine Kunstfigur oder doch Gott selber wie manche „Forscher“, bewiesen haben wollen. Ich kenne keinen seriösen und namhaften Wissenschaftler, der noch an die göttliche Schöpfung glaubt. Bleiben wir aber bei Jesus. Man sagt ihm nach, dass er der Messias, welcher Wunderdinge vollbrachte, dass er von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgestiegen sei. Nun das ist für einmal aber ziemlich starker Tobak. Halten wir uns doch mal an die Tatsachen. Der Umfang der über den Menschen Jesus verfügbaren historischen Fakten ist außerordentlich dürftig! Aber warum werden ihm dann so viele Aussagen, Wundertaten und nicht zuletzt seine Verwandlung in einen Außerirdischen zugeschrieben. Beginnend mit seiner Geburt, müssen wir feststellen, dass niemand belegen kann, an welchem Tag er das Licht der Welt erblickte. Noch nicht einmal das Jahr. Es gibt Bibelforscher, die behaupten, dass er schon Jahre vor dem uns suggerierten Zeitpunkt auf Erden gewesen sein soll. Aber der Ehrlichkeit halber müssen wir erwähnen, dass weder diese noch die anderen es wissen. Es wird halt nur geglaubt es zu wissen.
Nun was wissen wir konkret über das tatsächliche Leben bis zu seiner Hinrichtung. Ganz wenig! Aber warum, bei so vielen ihm zugeschriebenen Worten und Wundertaten. Nun die ersten Ihm zugeschriebenen Worte fand man in den Schriften des Paulus, Verfasser der ältesten Schriften im NT (ca. 55 nach, aber das war auch nichts konkretes über sein Leben). Entweder gab es nichts darüber zu berichten oder es war nicht von Interesse. Dann war da noch der bekannte jüdische Historiker Flavius Josephus. Er lebte von ca. 38 – nach 100. In seinen Schriften gab es Textstellen in der seine Wundertaten und seine Auferstehung bezeugt sind. Inzwischen als eine Fälschung entlarvt. Die christliche Kirche selbst betrachtet es als überarbeitete Version.
Was die Zweifel aber wohl noch mehr fördert, war die Tatsache, dass es über die NT-Schriften hinaus, keine beweiskräftigen Zeugnisse zeitgenössischer Historiker gab. Kein römischer und jetzt kommt es ganz Dicke, nicht einmal ein jüdischer Historiker fand Interesse an diesem Menschen. Und diese Historiker ob römisch oder jüdisch, waren bekannt dafür, akribisch und penible ihrer Arbeit nach zu zugehen. Trotz dieser fehlenden zeitgenössischen Zeugnisse suggeriert das organisierte Christentum seinen Anhängern von Anfang an, dass alle Worte Jesu, authentische Aussagen sind, die von ihm selbst gesprochen wurden. Bei den ihm zugeschriebenen Wundertaten wird analog auch so verfahren. Aber niemand, auch nicht der Pastor Sonntags auf der Kanzel, wenn er von Jesus etwas zum Besten gibt, weist seine Schäfchen darauf hin, dass dem Menschen Jesus die Mehrzahl dieser Worte und Taten, erst von den spätantiken Schreibern, Abschreibern, Nacherzählern oder Dichtern der NT-Texte in den Mund gelegt bzw. zugeschrieben worden sind.
Passend auch dazu das Ergebnis umfangreicher Forschungen eines bekannten deutsch-französischen Arztes und evangelischen Theologen (Albert Schweitzer): "Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werk die Weihe zu geben, hat nie existiert. Er ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde."
Bleiben wir bei dem Menschen Jesus, welcher vor rund 2000 Jahren in Palästina geboren wurde und im Alter von ungefähr 30 Jahren einem politischen Mord zum Opfer fiel. Dieser wurde von den Christen der Anfänge mittels ihrer Schreiber, zur Kunstfigur Jesus Christus geformt, eine mythische Bezeichnung für einen neuen, in diesem Fall christlichen Gott, antik-hellenistischen Zuschnitts. Man kann die Schriften des NT durch wälzen, immer und immer wieder, bei keinem Verfasser wird man historisch korrekte Informationen über den Menschen erkennen.
Die unterschiedlichen Schreiber dieser Texte, lassen nur erkennen, dass sie sich dem Mythos vom Gottmenschen Christus verschrieben haben. Berücksichtigt man die entsprechenden gesellschaftlichen Bewegungen der damaligen Zeit, war das auf den Punkt genau das, was erwartet bzw. erhofft wurde. Diese Vergottung des Menschen Jesu, entstanden durch die Konkurrenz zwischen den verschiedenen antik-hellenistischen Religionen, besser ausgedrückt, zwischen den Mysterienkulten, war gewissermaßen das womit man das Volk beherrschen konnte. Denn es herrschte die Meinung, dass nur Götter die Menschen erlösen bzw. das Heil bringen konnten. Treffend dazu ein Zitat von Charles Baudelaire, Schriftsteller (1821-1867), „Gott ist das einzige Wesen, das, um zu herrschen, nicht selbst zu existieren braucht“.
Diese Verwandlung vom Menschen zum Heilsbringer beginnt bei Paulus. Sie wird in den drei synoptischen Evangelien fortgesetzt und erreicht den Höhepunkt im Johannesevangelium. Darin wird Jesus gleichgesetzt mit den präexistenten Logos. Die christliche Kirche hat durch ihre Vertreter über alle Zeiten hinweg keinen Zweifel an der Geschichtlichkeit Jesu zu gelassen, der Mensch Jesus jedoch, wurde praktisch verneint. Er war einfach nicht von Interesse für die jeweils tonangebende Theologie. Die Kunstfigur jedoch wird zum Sprachrohr der Vertreter des Christentums. Sie wurde zum willfährigen Instrument im Konkurrenzkampf mit den damals etablierten Religionen. Betrachtet man die geschichtliche Entwicklung des Christentums, von Anfang an, stellt sich die Kirche als alleinige Heilsbringerin dar. Und das suggeriert sie ihren Gläubigen in einer Selbstverabsolutierung, bis in die heutige Zeit.
In dieses Bild passt auch das Wort von Augustinus (354-430), des wohl einflussreichsten Vordenkers der alten Kirche: "Ich würde dem Evangelium nicht glauben, wenn mich nicht die Autorität der Kirche dazu bewöge."
Mein persönliches Fazit: Jesus war ein Mensch, der viele Jahre nach seinem Tod zur Kunstfigur Jesus Christus vergottet wurde. Diese Kunstfigur ist nichts weiter als ein Konstrukt religiöser Autorität, mit dem Sie versuchen, die Säulen auf Ihrem modrigen Fundament aufrecht zu erhalten. Was sein tatsächliches Leben betrifft, da ist er der große Unbekannte des Christentums.
Kann es wirklich sein, dass uns die Angst vor dem Tod zu einem solch albernen Denken veranlasst, dass solche ungereimten Fabeln nahezu bei vielen den Verstand außer Kraft setzt und nicht wenige zu Zeloten verkommen. Ich brauche keine Geschichten, welche die Naturgesetze vergewaltigen, um den Tod zu akzeptieren. Ich gehe davon aus, dass es im Tod genauso ist, wie es vor der Geburt war. Dieses bekräftigt ja noch und das unverfälscht der natürlichste aller Hinweise, der Schlaf. Ich akzeptiere das Leben mit all seinen Facetten, genauso wie den Tod, da er schließlich gleichfalls ein Teil des Lebens und zwar der abschließende ist.
Zum Schluß möchte ich noch ein Zitat von Thomas Jefferson (1743-1826, 3. Präsident der USA), aufführen: „Es wird der Tag kommen, an dem die mystische Entstehung Jesu im Leib einer Jungfrau und mit dem höchsten Wesen als Vater in die gleiche Kategorie eingeordnet wird wie die Fabel von der Geburt der Minerva aus dem Kopf Jupiters“.