Beitrag zwar alt, aber trotzdem...
Natürlich ist es nicht leicht, einen Menschen mit einer Behinderung aufzuziehen, das lässt sich nicht verleugnen. Leider neigen wir in unserer Gesellschaft dazu, vermeintlich "Schwache" und "Andersartige" abzuschieben und nur auf das Gesunde, Starke und Schöne zu schauen. Aber woher nehmen wir uns das Recht, ausgerechnet WIR zählten zu den "Starken"? Von dieser arroganten Sichtweise müssen wir zuerst Abstand nehmen, da jeder von uns ebenfalls unsere Mängel und Schwächen besitzt.
Ein behindertes Kind ist ganz sicher eine Herauforderung, aber auch ein Geschenk, das nicht zwangsläufig belasten, sondern auch viel Freude schenken kann. Das lässt sich zwar leicht sagen und es wird deinem Bruder und eurer Familie in der Praxis schwerfallen, aber es gelingt eben irgendwie doch.
Der Bruder einer Klassenkameradin ist selbst geistig zurückgeblieben und körperlich behindert. Als ich seine Mutter einmal fragte, ob sie es bereue, dieses Kind geboren zu haben und ob sie nicht schon einmal daran gedacht hätte, ob eine Abtreibung sinnvoller gewesen wäre, sah sie mir fest in die Augen und sagte: "Nein, nicht eine Sekunde. In den vergangenen Jahren gab es nicht nur einen Augenblick, indem ich nicht für mein Kind dankbar war!"
Integration von Behinderten kann also gelingen, aber wir selbst sind gefordert. Wenn man sich bemüht, ist sie auf jeden Fall lohnend, auch, weil sie uns zum Nachdenken über uns selbst bringt und uns machmal Sichtweisen eröffnet, die uns bei "normalen" Kindern verschlossen geblieben wären.