Wiederhol-Zwänge - Angst, dass Familie etwas passiert

Meine zwänge beeinträchtigen meinen alltag mittlerweile sehr. ich mache bestimmte dinge ein zwei vier fünf mal damit nichts schlimmes passiert. meine größte angst ist das meiner familie etwas zustoßen könnte meinen eltern oder meinem bruder.oder engen freunden. geht es jemandem ähnlich??

Antworten (5)
Kann ich sehr gut nachvollziehen

Hallo,

seit 8 Jahren kämpfe ich mit Ordnungs-, Kontroll- und Zählzwängen. Am Schlimmsten wurde es jedoch vor 3 Jahren, als ich (damals 25) meine erste eigene Wohnung bezog. Jeden Handgriff selber machen und dazu noch etliche Male nachkontrollieren. Nicht nur zuhause, sondern auch im Büro. Quälende Gedanken, Nervosität, Anspannung, innere Unruhe, bevor nicht alles nochmal überprüft wurde. Gedanklich oder in natura. Dazu der enorme Zeitaufwand. Es folgte ein Jahr der Depressionen bis hin zu Suizidgedanken (sogar einen langen Abschiedsbrief hatte ich bereits fertig verfasst), bis mich ein Arbeitskollege "auffing" und mir Johanniskrauttabletten empfahl (nicht gegen die Krankheit an sich, aber um den Depressionen zu entfliehen). Meine Gedanken wurden klarer, und ich konnte anfangen, selbst meine Rituale und Zwänge zu optimieren (soll heißen, leichter damit zurechtzukommen z.B. die Küchenrolle auf den Tisch zu stellen und nicht im hintersten Winkel des Schranks zu deponieren, wo ich dann den gesamten Inhalt abzählen muss). Ich näherte mich ganz langsam einem "normalen" Leben.

Ich fing auch gezielt an, meiner Familie, Freunden und den Arbeitskollegen meines Vertrauens unter 4 Augen davon zu erzählen. Das war keineswegs einfach, aber der 2. große Schritt (der 1. war, sich einzugestehen, dass das eigene Verhalten jegliche Norm längst überschritten und daher krankhaft ist) gewesen. Für ein Weiterkommen war und ist es aber unerlässlich. Es ist bei mir auch nicht einfacher geworden, darüber ganz von vorne zu erzählen.

Das Optimieren ging 2 Jahre gut, doch dann wurden die Rituale austauschbar. Was ich mir auf der einen Seite leichter machen konnte, führte zu einem neuen Ritual auf der anderen. Ich sah kein Potential mehr, selbst was machen zu können. Der letzte Ausweg (was mir von Anfang an sowieso klar war) liegt in einer Therapie.

Vor etwa 4 Monaten begann ich eine Verhaltstherapie. Ich fühlte mich beim Therapeuten sofort wohl und erzählte ungehemmt drauflos. Vielleicht, weil ich vielen Anderen davor schon erzählt hatte. Mittlerweile habe ich 14 Sitzungen hinter mir und fühle mich sehr gut. Ich hatte zwischendurch zwar auch das Gefühl, mit den Kräften vollkommen am Ende zu sein (musste sogar eine Urlaubswoche nehmen, es ging einfach nicht mehr), aber wir haben die Ursachen (Stress durch Überforderung, Aufopferung für Andere, Zeitdruck, familiäre Konflikte) in der Therapie besprochen und soweit mal ausgemerzt. Jetzt konzentrieren wir uns wieder auf die Zwänge und sind gerade bei den Expositionsübungen (das "Aushalten" einer Situation, ohne Rituale abzuarbeiten), welche am allerschwersten sind und ich in nächster Zeit regelmäßig üben werde. Aber die ganze Therapie ist nicht einfach. Wenn man zwecks Ursachenforschung seine ganze Vergangenheit nochmals durchgehen muss... Ja, ich habe Angst davor. Angst, es nicht zu schaffen. Nicht aus den Zwängen rauszukommen. Und momentan fühle ich mich traurig. Einen langen, oftmals aussichtslos scheinenden Kampf kämpfen zu müssen, der an der Substanz zehrt und mich oft zu verschlingen droht. Ich kämpfe schon lange, ich hatte Erfolge, und oft auch Rückschläge, Höhen und Tiefen. Ich freue mich über jeden Schritt in Richtung zwangfreies Leben, und trotzdem sehe ich oft die Erfolge nicht, sondern nur die Hindernisse, die noch zu bewältigen sind. Und sie sind zahlreich. Ich kann mich auch nicht hinstellen und sagen: "Ich schaffe das 100%-ig!" Ich kann nur meinen Mut zusammennehmen und weiterkämpfen. Konfrontation mit dem "Feind"...

Es tut mir leid, falls mein Beitrag den Rahmen sprengt. Oder ich mit manchen Details oder Erfahrungen vielleicht jemandem Angst mache. Das war und ist nicht meine Absicht. Ich will aber auch nichts schönreden. Es ist viel Arbeit und Überwindung notwendig, vorwärts zu kommen. Und vor allem Geduld.

Ich finde es aber von allen Beteiligten in diesem und anderen Foren aber sehr mutig, ihre Probleme anzusprechen. Ihr alle habt das Potential, und bewegt Euch in die richtige Richtung.

In diesem Sinne: Kopf hoch, redet darüber, schämt Euch nicht. Stellt Euch die Zwänge wie einen Berg und den Therapeuten/die Therapeutin wie einen Bergführer/eine Bergführerin vor... ;-)

So geht es mir auch

Hallo, Ich leide seit ca 12 Jahren auch an einer Zwangsstörung.Ja ich kenne das alles was man im Alltag macht wird doppelt und dreifach wiederholt.Ich habe auch noch einen Zählzwang beim anheben von Gegenstände.Ich habe meine Rituale wie ich alles am Tag erledigen muss.Ich kann nicht anziehen was ich will kann auch nicht mit meinen Mädels ausgehen.Mittlerweile habe ich auch Tage wo ich auch die Gedanken bekomme wenn ich zB.ein Glas nicht so hinstelle wie es der Zwang will passiert etwas.Ich dachte immer ich bin die einzige wo so Gedanken hat aber immermehr liest man über diese Erkrankung und das es immer mehr Menschen gibt die darunter leiden.ich war schon in einer Klinik und in einer Reha aber leider hat mir beides nicht viel gebracht da diese Klinik und die Reha nicht auf zwänge spezialisiert waren.Ich möchte jetzt mal eine Verhaltenstherapie und eine tiefgründige Therapie ausprobieren weil ich schon oft gehört habe das diese Therapien bei Zwängen helfen soll.

Mache ich auch

Hallo Kathrin .Immer wieder mache ich auch was doppelt. Und ich versuche es immer weniger zumachen versuch du das auch mal es ist schwer aber wenn du jemanden hast der dir hilft wende dich doch mal an ihn. Bei mir ist es so ich kann mich an niemanden wenden. Aber ich wünsche dir viel glück das du den Zwang los wirst.

Hallo Charlotte gibt es bei dir mittlerweile was neues??

Kenne ich nur ZU GUT :(

Hallo Kathrin, leider kenne ich dieses Problem auch sehr gut. Muss auch gewisse Dinge extrem oft kontrollieren aus Angst es könnte jmd wegen meinem (in meinen Augen) fehlerhaften Verhalten passieren. Da ich so extrem verantwortungsbewusst bin, ist das wahrscheinlich fast unmöglich. Aber ich kann nicht aufhören darüber nachzudenken was passieren könnte wenn....Das schlimme ist, dass ich Erzieherin bin und mich nicht mehr in der Lage fühle meinen Beruf weiter auszuführen, weil die Gedanken meinen ganzen Alltag verfolgen. Ich mache mir über Dinge Gedanken, da würden Kollegen nicht im Leben drauf kommen, weil die es halt nicht tun, was ja gut so ist! Das furchtbare ist, dass ich mir gewisse Dinge schon einbilde :(( Ständig sehe ich irgendwelcch "Glassplitter" im Essen der Kinder. Auch in Situationen wo es eigendlich unmöglich ist, dass da welche drin sind. Aber ich "sehe" sie irgendwie. Vööllig verrückt. Dann mache ich mir 100000 mal Gedanken..."Was, wenn das jetzt wirklich ein Glassplitter drinnen war und ich es den Eltern nicht gesagt habe?" Genau das selbe mit Tabletten. Ich hatte mal versehentlich SChmerztabletten in meiner Tasche im Kiga mit dabei. Hatte die Tasche so lange nicht benutzt, dass ich nicht mehr wusste das sie da drinnen sind. Nachdem ich es entdeckt habe. totale Panikattacke bekommen "Bestimmt hat ein Kin sich welche genommen....." Es war nur eine packung drin, statt zwei, aber ich wusste auch überhaupt nicht wie viele vorher drinnen waren. Meine Chefin sagte, es ist nicht schlimm. Die Tasche stand im Personalzimmer und die Kinder wissen das sie nicht da dran dürfen. Sie sind auch normalerweise nicht dort drinnen. Aber naja, seit dem Tag sehe ich auch irgendwie überall Tabletten rumliegen...Vetraue mir selbst nicht mehr z.B. "Habe ich die Säge weggeräumt"? Muss Handlungen 1000 mal im Kopf wiederholen und komme zu keinem Ergebniss. Bilde mir Dinge ein, die schädlich für andere sein können, obwohl ich sehr, sehr wahrscheinlich richtig gehandelt habe. Gerade weil ich so verantwortungsbewusst bin..ich kann jetzt nicht mehr. Überträgt sich eben auch auf den ganzen Alltag mit Familie und Freunden.Bin krankgeschrieben und nächste Woche Termin beim Psychologen. Ich hoffe ich komm da wieder raus, es ist nämlich echt grad nicht mehr ertragbar für mich. Tu rechtzeitig was dagegen, damit es gar nich so schlimm wird wie bei mir. Liebe Grüße

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