Gelähmt komplett ab L1 - frisch und gefrustet

Hallo zusammen, ich bin die Andrea, 54 Jahre. Ich hatte im September letztes Jahr einen schweren Fahrradunfall und bin nun von der Hüfte abwärts querschnittgelähmt. Lähmungshöhe L1 komplett. Nun bin ich frisch aus der Reha zurück und in einem tiefen Loch. In der Reha bereiteten sie mich schon darauf vor, sei der Alltagsschock. Ich kann mich nicht damit abfinden. Zwar habe ich die täglichen Abläufe schon recht gut eingeübt und komme auch ganz gut mit dem Rollstuhl klar. Aber psychisch schaffe ich das nicht. Die Ärzte sagen, ich hätte "Glück", weil ich keine Schmerzen und keine Spastiken habe. Meine Beine liegen einfach da, machen nichts, ich spüre sie nicht. Es fühlt sich an, als wäre sie wegamputiert. Wie geht euch mit euren Lähmungen? Wie habt ihr es geschafft, aus dem Depri-Loch herauszukommen? LG Andrea

Antworten (9)

Ogott ich hörte auch immer ich hab Glück bin taub v den Knien bis zum Zeh es ist nur furchtbar Elke 67

Hallo Andrea,
bin zwar kein Betroffener und durch Zufall hier gelandet. Aber kann verstehen, dass DIr dies veränderte Leben Schwierigkeiten macht. Drücke Dir die Daumen, dass Du es schaffst.

VG

Hallo Andrea,
bin durch Zufall auf deinen Beitrag gestossen. Ich hatte 2021 einen schweren Unfall und bin seitdem inkomplett gelähmt (sub L1). Ich kann deine Gefühle so gut nachvollziehen, auch 2 Jahre nach dem Unfall habe ich immer noch Probleme diesen Zustand anzunehmen. Obwohl ich mit dem Alltag auch gut zurecht komme und ihn komplett allein meistere, vergeht kaum ein Tag an dem mich nicht die Tränen übermannen. Für mich ist das was ich verloren habe immer noch schlimmer, als das "Glück" noch am Leben zu sein oder "es hätte auch schlimmer sein können", wie man immer diese "guten "Ratschläge hört. Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich dann kotzen könnte bei sowas.
Seit dem Unfall habe ich grosse Probleme auf fremde Menschen zuzugehen und neue Menschen kennenzulernen. Warum? Mein Selbstwertgefühl ist am Boden und ich schäme mich für mich. Obwohl ich Dinge tue, bei denen Fussgänger nur staunen, aber ich tue sie immer allein, eben weil ich niemanden einschränken möchte oder das Gefühl vermittelt zu bekommen das ich es tue und nur im Weg bin. Ich bin von Beruf Krankenschwester und stand immer auf der anderen Seite. Jetzt bin ich auf die Hilfe und den guten Willen der anderen angewiesen und damit muss man erst mal klarkommen. Psychologische Hilfe? hatte ich in der Reha ausreichend, aber sie konnte mir nicht ansatzweise helfen.
Inklusion und Integration sind grosse Worte, aber wenn es rauf ankommt, dann ist vieles heisse Luft. Das durfte ich schmerzlich in Bezug auf meine berufliche Situation erfahren.
Trotzdem wünsch ich dir alles Gute und weiterhin viel Kraft, auch wenn es schwer ist
Lieben Gruss Sylvia

Hallo Ray, ich war in der BG Klinik in Tübingen. Das mit dem Stehtraining wurde mir auch nahegelegt. In meiner Physio-Praxis mache ich das 2x in der Woche. Hast du auch öfters angeschwollene Beine und Füße, die dazu noch bläulich angelaufen wirken? Liegt wohl am Blutstau und an Wassereinlagerungen. Hast du dazu noch besondere Tipps? Bewegen, Massage, hochlegen mache ich schon......und Stützstrümpfe mag ich nicht. Hast du Spastiken? Ich überhaupt nicht, bei Lähmungshöhe L gibt es die wohl eher nicht, wurde mir gesagt. Ja, auf den Termin mit der Rolli-Kundin freue ich mich....ich werde berichten......LG und bis bald

Genz

Ich wünsche dir viel Kraft vor allem für die Phasen, wo der Konflikt wieder größer wird. Toll, dass du deinen Beruf weiterhin ausführen kannst. Meine Hochachtung für dein Durchaltevermögen. Dabei positiv zu bleiben ist definitiv keine einfache Sache.

Das klingt gut mit dem Versuch vor allem mit einer Kundin die auch im Rollstuhl sitzt. So könnt ihr euch austauschen. Vielleicht wird daraus eine gute Freundschaft

In der Klinik lernt man mit dem Oberkörper etwas Balance zu halten. Ich kann aber z.b. nicht mit beiden ausgestreckten Armen zeitgleich arbeiten. Da falle ich nach vorne. Ich halte mich immer mit einer Hand am Rollstuhl fest. Leider arbeitet die Bauchmuskulatur nicht mehr mit aber man gewöhnt sich daran.

Was auch sehr wichtig ist, eine Physio und regelmäßiges Stehtraining wegen Osteoporose. Durch die Lähmung schreitet das schnell voran.
In welcher Klinik warst du denn?

Hallo Ray, Danke für deine Antwort und für deine Tipps. Ja, ab Juni habe ich Termine bei einer Psychotherapeutin. Ich hoffe, dass sie mir helfen kann. Deine Lähmung ist ja recht hoch, 5. Brustwirbel, kann du damit frei sitzen oder brauchst du immer eine Stütze? Leider kann ich mich an jedes Detail meines Unfalls erinnern. Der Sturz und der Aufprall auf einem Stein kommt mir immer wieder nachts als Alptraum.....Ich bin alleinstehend, habe aber gute Freunde, die noch da sind. Meine Wohnung war schon vorher weitgehend barrierefrei.....Nun werde ich kommende Woche einen ersten Arbeitsversuch mit einer speziellen Kundin machen. Sie ist bereits seit langem im Rollstuhl und kam immer als Stammkundin in mein Studio. Habe sie angerufen, meine Geschichte erzählt und gefragt, ob sie es wieder mit mir versuchen möchte, so von Rollstuhl zu Rollstuhl.....bin gespannt und freue mich darauf....

Hallo Andrea,
ich bin ab dem 5. Brustwirbel gelähmt seit Oktober 2020. Als ich aus der Reha kam, ging es mir genauso. Ich war schnell mit vielen Dingen überfordert, hatte Wut und Frust in mir.
Ich holte mir dann psychologische Hilfe, war viel draußen, ging ins Fitnessstudio, lernte wieder schwimmen mit meiner Physio und befasste mich mit Meditation.

An meinen Unfall kann ich mich garnicht mehr erinnern. Lag auch eine Zeit im Koma. Ich versuchte mich immer wieder daran zu erinnern, was mich irre machte. Man kann es sowieso nicht ändern. Der Unfall ist passiert. Ich denke es wäre für dich sinnvoll das mit einer Therapeutin aufzuarbeiten/verarbeiten.

Wie alt bist du denn? Hast du Familie und Freunde die da sind?

Lg Ray

Kleiner Nachtrag: Es ist die Endgültigkeit der Behinderung und die Selbstverschuldung beim Unfall, was mich in den Wahnsinn treibt. Beruflich war ich selbständige Fußpflegerin und Nagelstylistin. Sobald es mir psychisch wieder besser geht, habe ich vor, da wieder weiterzumachen.

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