Plastik- oder Übertopf?
Hi Lene,
gerade eben erst las ich Deine Frage, daher die späte Antwort. Als Provisorium kann man eine gekaufte Pflanze mit dem Plastiktopf erstmal in einen Übertopf stellen. Doch nicht als Dauerzustand, denn für die meisten Pflanzen sind diese Töpfe auf lange Sicht zu klein, da sie meist noch wachsen. Die Löcher sind unten im Topf, weil sich sonst das Wasser staut, und das mögen die allerwenigsten Pflanzen, da sonst ihre Wurzeln faulen.
Aber man kann sie nicht direkt in Übertöpfe pflanzen! Ausnahme: bei Haltung in einem feinen Tongranulat von einem bestimmten Hersteller (der mit „S“ anfängt und mit „eramis“ endet), und der dazu auch die passenden Flüssigdünger (dem Ton fehlt ja im Gegensatz zu Erde jeglicher Pflanzennährstoff, so daß hier nicht nur in Wachstums- und Blühphase, sondern immer und stets beim Gießen auch Nahrung zugeführt werden muß) und Wasserstandsanzeiger anbietet.
Für Erdkultur muß man schon einiges an Bedingungen erfüllen: Der eigentliche Pflanztopf sollte möglichst aus Ton bestehen, da Ton porös ist, so daß Wasser verdunsten, und Luft zugeführt werden kann. Das hilft schon dabei, Wasserstau zu vermeiden. Übertöpfe aus Kunststoff oder glasierter Keramik, Porzellan, Metall oder Glas dagegen sind luft- und wasserdicht. Sie dienen daher nur als Wasserauffanggefäß über dem eigentlichen Topf aus Ton. Ersatzweise stellt man den Tontopf in einen wasserdichten Untersetzer, damit bei Gießen Fensterbank oder Möbel nicht ständig mit Wasser in Kontakt kommen und unschöne Flecken bekommen. Beim Gießen läuft oftmals zunächst etwas Wasser in den Untersetzer oder Übertopf, insbesondere bei Pflanzen, deren Erde relativ trocken sein sollte, man muß dann etwa 1 Stunde nach dem Gießen überprüfen, ob das ausgelaufene Wasser inzwischen von Erde und Tontopf aufgesogen wurde oder nicht. Alles Wasser, das nun immer noch im Übergefäß steht, sollte weggegossen werden, denn es war offensichtlich zuviel und würde nur die gefürchtete Staunässe erzeugen.
Weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Staunässe:
1. Zwischen Tontopf und Übertopf bzw. Untersetzerrand sollten 1-2cm Luft sein, der obere Tontopfrand sollte die Erdoberfläche im Innern um mindestens ebenso viel überragen, damit gegossenes Wasser nicht gleich über den Rand hin wegläuft (sogenannter Gießrand). Erde nach dem Ein- oder Umtopfen nur ganz leicht andrücken, keinesfalls richtig feststopfen, denn letzteres vermindert Luft- und Wasserdurchlässigkeit. Außerdem mit Wasser gut durchfeuchten, außer bei wenigen extrem trockenheitsliebenden Pflanzen.
2. Der Boden des Tontopfes sollte ein Loch aufweisen, oder zumindest eine lochgroße dünnere Stelle, die man mit einem Schraubenzieher durstoßen sollte.
3. Den Topfboden zunächst je nach Größe mit einer 1-2 fingerdicken Dränageschicht belegen, die aus kleinen Kieselsteinchen, sehr grobem Sand oder übereinandergeschichteten Tonscherben von zerbrochenen oder alten, häßlichen Tontöpfen besteht. Die Erde darüber sollte den Bedürfnissen der Pflanzenart angepaßt sein, torfhaltig für nässeliebende, sandhaltig für trockenheitsliebende und ganz normale Blumenerde für die meisten Pflanzen. Bei allen hat es sich meiner Erfahrung nach aber bewährt, auf je zwei Handvoll Erde etwa einen gestrichenen Eßlöffel feines Tongranulat (des oben genannten Herstellers) unterzumischen. Das sorgt für Lockerbleiben der Erde und saugt leicht überschüssiges Wasser auf, das von den Wurzeln erst dann aufgenommen wird, wenn die Erde bereits kaum noch Wasser enthält. Noch ein Tip: die Wasserstandsanzeiger besagten Herstellers eignen sich durchaus auch für Erdkultur und verhindern zu häufiges Nachgießen. Denn zuviel Wasser ist mindestens genauso schädlich wie zuwenig, sogar die Symptome sind sehr ähnlich (gelbe bis braune Blätter). Ausgenommen bei Kakteen und den meisten Sukkulenten sollte die Erde nie so richtig knochentrocken und hart werden, da dies die feinen Wurzeln beschädigt.
Was ist sonst noch wichtig?
Die Größe des Tontopfes sollte je nach Schnell- oder Langsamwüchsigkeit eine bis mehrere Nummern größer sein als der mitgekaufte Plastiktopf, später sollte durch Umtopfen die Topfgröße immer wieder der wachstumsbedingten Pflanzengröße angepaßt werden, aber nicht öfter als alle 1-2 Jahre.
Tontöpfe (neue wie alte) sollten vor Gebrauch grundsätzlich je nach Größe und Wanddicke wenigstens 3-6 Std einem Eimer unter Wasser getaucht verbringen, damit sich der poröse Ton schon vor dem Bepflanzen mit Feuchtigkeit vollsaugen kann. Anderenfalls würde der Ton nach dem Bepflanzen sämtliches Wasser aus Erde und feinen Würzelchen saugen und so die Pflanze stark schädigen.
Der Pflanzenkauf für Anfänger in der Pflanzenhaltung empfiehlt sich nur in Läden, wo das geschulte Personal auch imstande ist, einem für jede Pflanze auch gezielte Standort- und Pflegehinweise mit auf den Weg zu geben, und an das man sich bei Problemen dann auch später noch mit seinen Fragen wenden kann.
Man sollte sich vor dem Pflanzenkauf unbedingt überlegen, ob man die Pflanzen nur als hübsche Deko- und Wegwerfartikel betrachten will, oder als das, was sie eigentlich sein können, nämlich Mitbewohner und Partner in der Wohnung, die einen durch Wachstum und Blüte erfreuen und einem durch die Anreicherung der Zimmerluft mit Feuchtigkeit und Sauerstoff ein besseres Wohnklima bescheren. Im ersten Fall wähle man bitte einjährige Pflanzen aus, die nach der Blüte entsorgt werden können, da sie danach ohnehin eingehen. Im zweiten Fall kann man sich auch an langlebigere Pflanzen halten, dennoch würde ich Einsteigern erstmal zur Übung Einjährige empfehlen, oder zumindest diejenigen unter den langlebigen Pflanzen, die dafür bekannt sind, daß sie bei fast jeder Pflege überleben – irgendwie.
Viel Glück,
Erdhex