Ging mir genauso
Hi,
was du hier schilderst hat ziemliche Ähnlichkeit mit dem, was ich auch eine ganze Zeit lang durchgemacht habe.
Als ich ungefähr 14 war begann ich, einige solcher "Rituale" zu entwickeln. Zum Beispiel "musste" ich Abends mehrfach überall kontrollieren, ob das Licht aus ist. Die Badtür "musste" genau 2cm geöffnet sein, ich "musste" an jedem Fenster genau viermal rütteln um zu kontrollieren ob es auch wirklich zu ist.
Und erst dann konnte ich mich beruhigt ins Bett legen und schlafen. Und das war nur das "zu Bett geh" Ritual...
Das Wort musste habe ich bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn eigentlich hat mich ja niemand dazu gezwungen, nur meine eigenen Gedanken.
Ich war felsenfest davon überzeugt, dass, wenn ich dieses Ritual nicht genauso abhalte, ein Mitglied aus meiner Familie stirbt.
Und diese Angst konnte ich auch über den ganzen Tag nicht ablegen, das einzige was half war, ein Ritual durchzuführen. (zum Beispiel das Licht 4 mal an uns aus zu machen)
Nun aber zum positiven (und ermutigenden) Teil der Geschichte, ich konnte diese Störung selbst ablegen, und die Schritte dazu werde ich dir jetzt hier so gut wie möglich erklären. Es gibt keine Garantie und es ist ganz sicher nicht einfach, aber ich hoffe es hilft dir!
Im ersten Schritt musst du dir klar machen, dass deine Zwangsstörungen mit deinen Zwangsgedanken verbunden sind, sprich, irgendein grausamer oder quälender Gedanke ist plötzlich in deinem Kopf und macht dir Angst, und du versuchst diesen Gedanken mit allen Mitteln zu unterdrücken. Dein Gehirn (bzw du) hat daraufhin eine Lösung gefunden den Gedanken zu verdrängen, nämlich ein Ritual, eine Zwangshandlung, nen es wie du willst.
Führst du das Ritual durch, ist der Gedanke und die Angst erstmal weg, aber nicht lange.
Es ist wichtig, dir diesen Ablauf an deinem eigenen Beispiel vor Augen zu führen.
Denn eine Sache ist wirklich entscheidend, wenn du Zwangsstörungen und Zwangsgedanken loswerden willst: Es muss dir klar werden das all diese Gedanken und daraus resultierenden Ängste nicht real sind. Geh auf Internetseiten über Zwangsgedanken, informiere dich über die eigentlichen Ursachen dafür. Du hast bereits einen entscheidenden Fortschritt gemacht, du weißt, unter was du leidest. Jetzt musst du den Gedanken die Macht über dich nehmen...klingt seltsam ist aber der schwerste Schritt überhaupt. Wenn plötzlich ein Gedanke in deinem Kopf auftaucht, dich panisch macht und du nur willst das er verschwindet, dann verdräng ihn nicht. Lass ihn zu und versuch, ihn mit deinem gewonnenen Wissen objektiv zu betrachten. Führe dir immer wieder vor Augen, dass der Gedanke lediglich aus deinem Kopf kommt und völlig unbegründet ist.
Mit dieser Methode kannst du eine daraus resultierende, aufkommenden Angst sofort neutralisieren, ganz ohne Rituale und Zwangshandlungen.
Auch mich überkommen gelegentlich noch irrationale Gedanken, die mir Angst machen. Aber sobald das passiert führe ich mir wieder vor Augen was ich weiß, was real ist: Diese Angst ist nicht begründet, der Gedanke ist nicht echt, es ist ein Zwangsgedanke, der durch eine zu geringe Menge eines Botenstoffs in meinem Gehirn ausgelöst wird. Ich muss ihn also nicht fürchten oder verdrängen, ich kann ihn einfach zulassen.
Ich hoffe ich konnte einigermaßen plausibel darlegen, wie du vorgehen solltest, wenn du diese Gedanken konfrontierst. So habe ich meine Zwangsgedanken und Ängste am Ende besiegt und ich hoffe wirklich, dass du es auch schaffst!!
Viele Grüße
Anton