Zwangsstörung wird nicht besser

Hey,

Ich bin neu hier und dachte ich schildere euch hier einfach mal meine Situation. Ich bin 16 Jahre alt und leide seit ca. Zwei oder drei Jahren an einer Zwangsstörung. Wann es genau anfing weiß ich gar nicht mehr genau. Mein erstes "Ritual", dass ich hatte war, dass eine Tür in unserem Haus immer zu sein musste. Wenn sie dies nicht war, fühlte ich eine innere Unruhe und ich war sehr gereizt. Mit den Jahren vermehrten sich die Zwänge und es wurde unerträglich. Mittlerweile habe ich in jedem Raum irgendeine Angewohnheit und ich verbringe die meiste Zeit des Tages mit Zwängen. Ich ertappe mich auch öfter dabei, dass ich viele Dinge, die ich eigentlich gerne tun würde aufschiebe, aus Angst mich psychisch fertig zu machen. Das was mich zur Zeit, aber am meisten belastet ist der Gedanke, dass mich Menschen, die mir viel bedeuten, hintergehen oder ein Spiel mit mir spielen. Obwohl ich eigentlich weiß, dass das kompletter Schwachsinn ist, kann ich den Gedanken einfach nicht ablegen. Deshalb habe ich auch oft Probleme mich anderen voll und ganz anzuvertrauen.
Dies ist aber auch nur ein Teil, der mich fertig macht. Ich habe so viele Ängste und lebe mittlerweile in einer Welt voller Bedrohungen. Die Therapie, die ich vor etwa einem halben Jahr angefangen habe, hilft irgendwie auch noch nicht. Ich will nicht für immer so weiterleben, wie ich es jetzt tue.
Könnt ihr mir vielleicht erzählen, ob es eich genauso erging und ob ihr die Zwangsstörung dann am Ende besiegt habt?

Antworten (2)
Konnte Zwänge transformieren

Zwangsgedanken kann man ablegen. Ich hatte das erst in der späten Jugendzeit dazubekommen und kenne inzwischen die Lösung dafür. Es hat zwei Seiten, positiv und negativ. Im Negativbereich sind es halbverdrängte Sachen die nicht richtig verkopft werden konnten, da steht einem dann psychisch der Spitz heraus. Drehe ich das um, erhalte ich im Ausgleich Anflüge von Größe die man auch wieder gewinnbringend verwerten kann. Ich in meinem Fall nutze es um anderen zu helfen denn so ist der Rückfluss der Energie abgesichert. Bei Zwangsgedanken fehlen Lebenserfahrungen und das macht Angst und macht aufmerksam auf die Themen wo nachgelernt werden darf. Man befasse sich umfangreich mit dem Thema der Zwanghaftigkeit und die Ängste entpuppen sich als Vogelscheuchen – im Gegenzug kann dann das entprechende Thema positiv gelebt werden und man wurde Experte auf dem Gebiet seiner Ex-Ängste und kann anderen damit helfen selbst klar zu kommen. Als Überbleibsel der Zwanghaftigkeit die ich freiwillig weiterpflege mache ich wenn ich will manche sachen „auf 4“ oder „auf 3“ wobei ich die einzelnen Sachen, was immer es sei, mittels rhythmischer Klopfungen verbinde und so in einem Schwung bleibe. Als Busfahrer wäre das: Bremse bis Stillstand, Zünschlüsseldrehung, Abzug des Schlüssels und Aufstehen als eine 4er-Kombi. Wenn jemand eine Frage stellt wo man eine Denkpause braucht klopfe ich drei mal, komme dadurch in den Rhythmus also ins Lebendige zurück und antworte dann nicht nach Programm sondern lebendig. Als Beispiel dafür wie man es machen kann. Man löst sich damit vom Zwang, führt es über in eine angenehme Freiwilligkeit indem man die Formen selbst wählt innerhalb derer man kleine Rituale macht die im Unterschied zu den zwanghaften der ersten Generation eine Freude sind. :)

Ging mir genauso

Hi,
was du hier schilderst hat ziemliche Ähnlichkeit mit dem, was ich auch eine ganze Zeit lang durchgemacht habe.
Als ich ungefähr 14 war begann ich, einige solcher "Rituale" zu entwickeln. Zum Beispiel "musste" ich Abends mehrfach überall kontrollieren, ob das Licht aus ist. Die Badtür "musste" genau 2cm geöffnet sein, ich "musste" an jedem Fenster genau viermal rütteln um zu kontrollieren ob es auch wirklich zu ist.
Und erst dann konnte ich mich beruhigt ins Bett legen und schlafen. Und das war nur das "zu Bett geh" Ritual...
Das Wort musste habe ich bewusst in Anführungszeichen gesetzt, denn eigentlich hat mich ja niemand dazu gezwungen, nur meine eigenen Gedanken.
Ich war felsenfest davon überzeugt, dass, wenn ich dieses Ritual nicht genauso abhalte, ein Mitglied aus meiner Familie stirbt.
Und diese Angst konnte ich auch über den ganzen Tag nicht ablegen, das einzige was half war, ein Ritual durchzuführen. (zum Beispiel das Licht 4 mal an uns aus zu machen)
Nun aber zum positiven (und ermutigenden) Teil der Geschichte, ich konnte diese Störung selbst ablegen, und die Schritte dazu werde ich dir jetzt hier so gut wie möglich erklären. Es gibt keine Garantie und es ist ganz sicher nicht einfach, aber ich hoffe es hilft dir!

Im ersten Schritt musst du dir klar machen, dass deine Zwangsstörungen mit deinen Zwangsgedanken verbunden sind, sprich, irgendein grausamer oder quälender Gedanke ist plötzlich in deinem Kopf und macht dir Angst, und du versuchst diesen Gedanken mit allen Mitteln zu unterdrücken. Dein Gehirn (bzw du) hat daraufhin eine Lösung gefunden den Gedanken zu verdrängen, nämlich ein Ritual, eine Zwangshandlung, nen es wie du willst.
Führst du das Ritual durch, ist der Gedanke und die Angst erstmal weg, aber nicht lange.
Es ist wichtig, dir diesen Ablauf an deinem eigenen Beispiel vor Augen zu führen.
Denn eine Sache ist wirklich entscheidend, wenn du Zwangsstörungen und Zwangsgedanken loswerden willst: Es muss dir klar werden das all diese Gedanken und daraus resultierenden Ängste nicht real sind. Geh auf Internetseiten über Zwangsgedanken, informiere dich über die eigentlichen Ursachen dafür. Du hast bereits einen entscheidenden Fortschritt gemacht, du weißt, unter was du leidest. Jetzt musst du den Gedanken die Macht über dich nehmen...klingt seltsam ist aber der schwerste Schritt überhaupt. Wenn plötzlich ein Gedanke in deinem Kopf auftaucht, dich panisch macht und du nur willst das er verschwindet, dann verdräng ihn nicht. Lass ihn zu und versuch, ihn mit deinem gewonnenen Wissen objektiv zu betrachten. Führe dir immer wieder vor Augen, dass der Gedanke lediglich aus deinem Kopf kommt und völlig unbegründet ist.
Mit dieser Methode kannst du eine daraus resultierende, aufkommenden Angst sofort neutralisieren, ganz ohne Rituale und Zwangshandlungen.
Auch mich überkommen gelegentlich noch irrationale Gedanken, die mir Angst machen. Aber sobald das passiert führe ich mir wieder vor Augen was ich weiß, was real ist: Diese Angst ist nicht begründet, der Gedanke ist nicht echt, es ist ein Zwangsgedanke, der durch eine zu geringe Menge eines Botenstoffs in meinem Gehirn ausgelöst wird. Ich muss ihn also nicht fürchten oder verdrängen, ich kann ihn einfach zulassen.
Ich hoffe ich konnte einigermaßen plausibel darlegen, wie du vorgehen solltest, wenn du diese Gedanken konfrontierst. So habe ich meine Zwangsgedanken und Ängste am Ende besiegt und ich hoffe wirklich, dass du es auch schaffst!!
Viele Grüße
Anton

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