Wir verpflichten uns nicht mehr
Wir gehören zu den späten Großeltern. Mein Mann und ich sind beide 65 Jahre alt. Nach der Geburt unseres Enkels hatte unsere Schwiegertochter nicht mehr vor, arbeiten zu gehen. Nach einem Jahr wurde es aber finanziell knapp, weil ein 300 qm großes Haus angeschafft und ein "dickes" Auto gekauft wurde. Meine Schwiegertochter liebt den Luxus. Wir wurden gefragt, ob wir den Kleinen zwei Mal in der Woche betreuen würden, damit sie dazuverdienen könne.
Die Mutter unserer Schwiegertochter hat zugesagt, den Kleinen ebenfalls an zwei Tagen zu nehmen. Wir wollten die beiden nicht im Regen stehen lassen und haben also Ja dazu gesagt.
Wir genießen die Zeit mit unserem Enkel, müssen aber auch dazu sagen, dass es schon recht anstrengend ist. Mittlerweile ärgert es uns, dass das Ganze als so selbstverständlich angesehen wird. Wir bekommen die Zeiten genannt, wie unsere Schwieto arbeiten muss und sie ist immer mehr dazu übergegangen, nach Dienstschluss noch etwas zu regeln oder zu unternehmen, was sie auch mit Kind erledigen könnte.
Es kommt tatsächlich nicht einmal ein Danke, ganz im Gegenteil. Meine Schwiegertochter äußert sich immer so, dass es für Großeltern das größte Glück auf Erden ist, ein Enkelchen betreuen zu dürfen.
Wir müssen jeden Urlaub absprechen, den wir planen möchten und wenn wir mal drei Wochen am Stück wegwollen, wird mit den Augen gerollt, weil die Mutter unserer Schwiegertochter dann doppelt belastet ist (sie macht kaum Urlaube).
Wir haben uns wahnsinnig gefreut, dass unser Enkel in diesem Jahr nach den Sommerferien in den Kindergarten kommt und wir ihn nicht mehr zu den vorgegebenen Zeiten betreuen müssen.
Vor einigen Wochen haben die Kinder uns zum Essen eingeladen und die frohe Botschaft verkündet ... Wir werden wieder Großeltern. Wir freuen uns, das ist keine Frage. Aber wenn wir gefragt werden, ob wir das Kleine wieder unter unsere Fittiche nehmen, werden wir uns nicht mehr verpflichten.
Damit es finanziell wieder rund läuft, könnten die beiden das große Haus verkaufen und sich kleiner setzen.
Ich finde es absolut nicht egoistisch, wenn Großeltern sich etwas zurücknehmen.