Wodurch werden Keime resistent gegen Antibiotika?

Bei vielen Leuten helfen Antibiotika nicht. Ich glaube, da spricht man von resitenten Keimen, die nicht mehr auf Antibiotika ansprechen.
Wodurch kann das geschehen? Liegt das generell am Antibiotika oder nur an speziellen Marken oder an Fehlern bei der Einnahme?

Antworten (1)
Resistenzbildung

Nicht die Keime selbst (also individuelle Zellen) werden von heute auf morgen resistent, sondern:

Die Bakterien vermehren sich ja bei einer Infektion im Wirt, und zwar auf dem Wege der Zellteilung. Bei der Zellteilung entstehen auch durch Kopierfehler der DNS Erbgutveränderungen (Mutationen) in den "Nachkommen", von denen einige so gestaltet sein können, das sie "plötzlich" und zufällig mit bestimmten Antibiotoka besser zurechtkommen und sie länger überleben als ihre Artgenossen.

Diesen Effekt hat man in geringer Form bei jeder Infektion und bei jeder Art von Antibiotikum, weil Mutationen auch überall auftreten. Nur ist die Mutationsrate bei einigen Bakterienstämmen höher als bei anderen, sprich die Bakterienkolonie kann sich schneller an die feindlichen Umgebungsbedingungen anpassen.

Normalerweise ist diese Anpassung aber dennoch für die Bakterien ein aussichtsloser Kampf, wenn die Antibiotikadosis hinreichend hoch und die tödliche Wirkung hinreichend schnell ist, so dass der gesamte Bestand abgetötet ist bevor sich eine schützende Mutation mit "Überlebenskünstlern" durchsetzen konnte. Nur wenn die Antibiotika z.B. zu kurz, in zu niedriger Dosis oder auch gegen bereits leicht resistente Keime eingesetzt werden (z.B. die Einnahme mal vergessen wurde), haben resistente Bakterien eine Chance sich weiter im Wirtskörper zu vermehren. Der Arzt verabreicht dann im Notfall einen anderen Wirkstoff in der Hoffnung, dass keine Bakterien gegen zwei Mittel gleichzeitig resistent sind.

Erfolgt in der Zwischenzeit eine Weitergabe der Ansteckung an einen anderen Wirt, dann besitzten die Erreger schon die Resistenz gegen einen Wirkstoff, und die Gabe von Antibiotika kann im schlimmsten Fall völlig unwirksam bleiben und die Krankheit sich unvermindert ausbreiten.

Da solche "Pannen" wie Einnahmefehler immer wieder passieren und auch sonst eine Resistenzbildung immer wieder spontan stattfindet, steigt der Resistenzgrad der Erreger, denen wir täglich ausgesetzt sind, immer weiter an, und auch die Anzahl der Antibiotika, die noch helfen können, würde immer weiter sinken, wenn die Pharmaindustrie nicht immer neue Wirkstoffe entdecken würde.

Dennoch steigt die Anzahl von Keimen, die gegen eine ganze Bandbreite von Antibiotika resistent sind, immer weiter an, vor allem auch in Kliniken, weil dort erstens naturgemäß durch die Krankheiten viele Bakterien auftreten, zweitens auch mit vielen verschiedenen Antibiotikas therapiert wird und drittens durch den Einsatz übermäßigen Einsatz von Desinfektionsmitteln auch dagegen schon Keine resistent sind. Infektionen mit solchen multiresistenten Keimen verlaufen oft schwer oder gar tödlich, weil kein Gegenmittel mehr anspricht...

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